Andacht zum 14.06.2020

1. Sonntag nach Trinitatis
(Der Andacht zugrunde liegen Worte aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 5, Verse 39-47. Die Zitate sind der Basis Bibel entnommen.)


Liebe Gemeinde,
„die Kirche existiert, um Gott in Jesus Christus anzubeten. Die Kirche existiert, um neue Jünger von Jesus Christus hervorzubringen. Alles andere ist Dekoration. Manche davon sehr nützlich, notwendig oder wunderbar, aber doch Dekoration“, sagt Justin Welby, Erzbischof von Canterbury und damit auch geistliches Oberhaupt der Kirche von England. Zwei einfache Sätze über die Aufgabe von Kirche/Gemeinde ob man ihnen zustimmt oder nicht.


Gleichzeitig lässt sich belegen, dass ein großer Teil des Mitgliederrückgangs in unseren Kirchen auf dem Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten der Menschen beruht. Das heißt, es könnte sich für Kirche/Gemeinde lohnen, nach dem Kernauftrag zu fragen und die „Dekoration“ hier und da etwas zurückzustellen.
Johannes hält uns mit seinem Bericht den Spiegel vor und stellt uns die ebenso einfache Frage: Glaubst du, dass Jesus der Sohn Gottes ist, dein Erlöser? Denn Jesus Christus ist das Fundament unseres Glaubens, wie wir es im Apostolischen Glaubensbekenntnis oder mit Frage 31 im Heidelberger Katechismus bekennen. Wenn ich vor diesem Hintergrund die Worte Jesu noch einmal in mir nachklingen lassen, dann sind sie, nach meinem Eindruck, heute so aktuell wie damals. Auch heute haben viele Menschen – auch Christen - Probleme mit der Liebe Gottes. Sie tun sich schwer, Jesus zu vertrauen, ihm zu glauben. Menschen sind immer wieder auf der Suche nach Glück, Zufriedenheit, Geborgenheit, Liebe, Wohlstand und vielem mehr. Die Schriftgelehrten waren auf der Suche nach dem ewigen Leben. Niemand kannte damals die Bibel so gut, wie diese Männer. Sie wussten, dass die Bibel Gottes lebendiges Wort ist. „Ihr erforscht die Heiligen Schriften“, sagt Jesus. Das sind anerkennende, wertschätzende Worte. Mich ermutigen diese Worte weiter zu lesen in der Bibel, in ihr nach Antworten auf die Fragen meines Lebens zu suchen, ja zu forschen. Zugegeben: Vjele meiner Zeitgenossen suchen nicht in der Schrift. Sie tun sich schwer mit der Botschaft Jesu. Aber Jesus redet ja auch noch weiter. Es geht ihm nicht um seine Ehre, seine Herrlichkeit, sein Ansehen, seine Macht. Es geht ihm um uns. Wer seinem Wort vertraut, wer sich auf Gott einlässt, der findet in ihm Trost und Lebenshilfe, der ist auf dem Weg zu einer unauflöslichen Gemeinschaft mit Gott. Das wollten die Schriftgelehrten doch auch, oder?

Stehen sie sich also selbst im Weg? Reicht ihr Eifer nicht aus? Und was heißt das für uns? Können wir sicher sein, dass Jesus der ist, für den er sich hält? Jesus sagt: „Es geht euch doch nur darum, dass einer dem anderen Herrlichkeit zugesteht! Aber nach der Herrlichkeit, die der einzige Gott schenkt, strebt ihr nicht.“ Harte Worte, die leider Christen und Gemeinden bis heute begleiten. Wir alle, Menschen brauchen ein bestimmtes Maß an Wertschätzung und Ehre, um leben zu können. Darum geht es hier nicht. Aber wenn das eigene Leben nur auf Anerkennung, Ansehen, Ehre ausgerichtet wird, dann stimmt etwas nicht. Wenn die wichtigste Frage lautet: Was denken, reden „die Leute“ über mich? Verpasse ich auch nichts,was gerade angesagt ist? Wer so dem Zeitgeist hinterherläuft, verliert ganz schnell den Blick für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Das zeigt sich dann auch darin, wie wir mit Krisen, Ängsten, Sorgen umgehen. Jeder/jede mag sich selbst prüfen. In der Gemeinde gibt es Schwestern und Brüder in Jesus Christus. Das wird in unserer reformierten Kirchenordnung sehr gut umgesetzt. Fragen wir uns also mal hin und wieder: Bin ich bereit, mein Leben aus Gottes Perspektive zu sehen? Bin ich für das Wagnis bereit, Gott mein Leben anzuvertrauen? Wer oder was trägt mein Leben, ist das Fundament meines Lebens? Jesus zeigt uns das Ansehen und die Ehre/Herrlichkeit, die wir bei Gott haben. Jesus lässt auch seine Kritiker nicht einfach stehen, wendet sich nicht ab. ER sucht uns und lässt sich finden. Das hat er mit seinem Leben, Sterben und seiner Auferstehung bezeugt. Geben wir Gott die Ehre! Dann brauchen wir uns, um die Zukunft unsere Kirche und Gemeinde keine Sorgen zu machen. Dann dürfen wir auch „die Dekoration“ genießen. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche unter dem Segen Gottes!

Annegret Bückmann

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