Zeitenwende Baccum
2022 wird vieles anders werden in Baccum.
Unser Ev.ref. Gemeindehaus wurde verkauft.
Ein Stück Heimat, Geschichte
Lange geplant. Kontrovers diskutiert
Für die einen - große Traurigkeit und viele Fragen.
Für die anderen, dringende Notwendigkeit, die Kosten fressen uns auf.
Und für die dritten – eine schöne Zukunftsvision.
Gemeinsam allen Menschen von Jesus erzählen,
gemeinsam als ökumenisches Projekt die Liebe Gottes leben.
Bekommen wir das hin?
Oder bleibt es nur ein Traum?
Unsicherheit!
Was wird werden, wie entwickelt sich unsere Kirchengemeinde?
Wie gehen wir unseren Weg?
Ich habe in der Bibel gesucht nach einer Hilfestellung für unseren Weg,
und ich habe diese Geschichte von 2 Menschen mit Träumen gefunden.
Ich will sie euch erzählen.
Viele kennen sie, damals wie heute.
Eine ungewöhnliche Frau.
Verschleppt!
Fern der Heimat, im Dienst eines Purpurhändlers.
Sie ist die Frau aus Lydien.
Lydia benannt nach einer Landschaft in Kleinasien,
denn Sklaven tragen keine eigenen Namen.
Und Lydia träumt. Sie träumt von einer anderen Zukunft,
einer Zukunft, wo sie dazu gehört.
Sie bleibt nicht Sklavin.
Der Purpurhändler heiratet sie und eine Familie entsteht
Irgendwann stirbt er, die Kinder noch zu jung und sie übernimmt das Geschäft.
Es läuft gut für sie.
So wie sie es sich erträumt hat.
Purpur ist ein Luxusgut.
Die Farbe der Mächtigen.
Changierend zwischen rot und blau ins violette gehend
Kostbar ist sie - die Farbe - kostbar wie Gold.
Aus Purpurschnecken wird sie gewonnen.
Senatoren tragen die Farbe, Könige und später Kardinäle.
Sie wird reich und angesehen.
Alles scheint gut - wenn da nicht die Sehnsucht in ihr wäre.
Die Sehnsucht nach etwas, was nicht mit Geld zu bezahlen ist.
Eine Gemeinschaft, wo sie dazu gehört, geliebt und getragen,
durch die Wirrnisse der Zeit.
Die Gottesfürchtige nennen sie einige,
weil sie weiß, welche Götter in ihrer Stadt verehrt werden.
In Philippi, wo sie lebt, sind viele Götter zu Hause.
Für den Gott, den die Juden verehren, interessiert sie sich besonders.
Ein Gott der Freiheit, der die Sklaven durch die Fluten geführt hat.
Deshalb geht sie auch immer zum Fluss, dahin wo sie sich zum Gebet treffen.
Und hofft, dass ihre Sehnsucht gestillt wird.
Lydia, die Purpurhändlerin, die sich eine besondere Zukunft erträumt.
Und da ist noch einer, der träumt, Paulus.
Tags und nachts träumte er davon, dass viele Menschen von Jesus hören,
und erfahren, dass Gott die Menschen liebhat, bedingungslos liebhat.
Und so ist er unterwegs.
An vielen Orten war er schon und hat Gemeinschaften gegründet.
Es war nicht immer leicht.
Da sind unterschiedliche Vorstellungen aufeinander geprallt:
Wer hat recht, wer hat unrecht.
Aber Gott hatte ihm nicht versprochen, dass es leicht wird.
Eigentlich wollte er in die Provinz Asia, aber da sollte er nicht hin.
Paulus träumt und hört.
Und Gott spricht durch den heiligen Geist,
den Geist Jesus und eine Erscheinung in der Nacht.
Und Paulus hört.
Paulus hört im Traum einen Hilferuf: Komm, komm zu uns nach Makedonien.
Europa war gar nicht im Blick von Paulus.
Aber er nahm der Wegweiser in seiner Seele ernst
und bestieg ein Schiff und fuhr nach Philippi.
Eine Stadt voller Götter und Versprechen.
Viele unterschiedliche Gotteshäuser, prunkvoll manche aus Marmor.
Imposant.
Paulus zog es aber vor die Stadt, an die Grenze.
Dort am Fluss trafen sich Frauen zum Gebet.
Ohne festes Haus, das Fließen des Wassers im Ohr.
Ein Fluss als Treffpunkt, der sich ständig verändert, vor Augen.
Ein guter Ort für suchende Menschen.
Ein guter Ort für die, mit offenen Herzen.
Hier treffen sich die Träumenden:
Lydia und Paulus.
Die Worte des Paulus fallen auf fruchtbaren Boden.
Lydias Ohren, ihr Herz, alles war auf Empfang gestellt.
Sie hört.
Und in Lydias Herzen wächst der Glaube.
Es war ihr, als bekämen alle ihr Fragen eine Antwort.
Der Gott der Juden - in Jesus - ihr Gott.
Es fügt sich etwas zusammen.
Fäden verknüpfen sich.
Christin will sie werden und sich taufen lassen.
Lydia ist bereit für die Taufe.
Sie steigt in den Fluss zu Paulus.
Das Wasser umfließt ihren Körper.
Lydia, die ehemalige Slavin.
Lydia die Purpurhändlerin.
Lydia die Suchende , Gottesfürchtige.
Egal was sie war und wo sie herkommt.
Für Gott spielt es keine Rolle.
Jetzt beginnt etwas Neues.
In Jesus Christus ist weder Heide noch Jude, Sklave noch Freie.
Lydia wird getauft.
Und nicht nur sie.
Alle in ihrem Haus, das meint, alle die mir ihr lebten, werden getauft.
Eine erste Hausgemeinde entsteht.
Ein Haus, ein Gebäude.
Das bedeutet auch, ein Dach über dem Kopf.
Für Paulus und alle die noch kommen werden.
Lydia öffnet nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Haus für den neuen Glauben.
Um Lydia herum ranken sich viele Deutungsgeschichten.
War sie Gemeindeleiterin oder vielleicht sogar so etwas wie eine erste Bischöfin.
Wir wissen es nicht genau.
Ihre Geschichte bleibt uneindeutig wie Purpur,
aber dass, das macht sie gerade sie spannend für mich und vielleicht für euch auch.
Lydia ist für mich wie ein Bild für Menschen, die nach Gott fragen
Ein Bild für Gemeinden, die fragen, wie geht es weiter mit uns.
Wo sind wir in 5 oder 10 Jahren?
Gibt es uns noch?
Klappt das mit der Ökumene auf Augenhöhe?
Oder entscheidet sich doch alles so, wie es schon immer war – die Mehrheit bestimmt?
Ein Bild für die Kirche, die sich so verändert,
ihren Platz sucht in der immer sich schneller drehenden Welt
mit ihren sich ständigen ändernden Ansprüchen.
Braucht es Kirche noch und warum?
Das Christentum in Europa ist wieder bei Lydia angekommen suchend und tastend.
Lydias Anleitung für Suchende und Fragende, die erste Schritte wagen müssen
In etwas Neues hinein.
Was hätte sie wohl uns Suchenden heute in die Anleitung geschrieben?
Vielleicht dies:
Geh dorthin, wo etwas in Bewegung ist.
Wo etwas fließen kann, wie in einem Fluss.
In Baccum gibt es keinen Fluss, aber vielleicht würde sie sagen,
dann schafft einen Ort, einen Brunnen, wo man das Wasser fließt hört.
Das Wasser des Lebens.
Trefft Euch dort, redet miteinander, hört zu und schweigt, singt und betet.
Meinetwegen auch in der Nacht, solange bis die Wolken am Morgen wieder lila werden. Aber hört immer auf das Fließen des Wassers.
Ich dann höre sie sagen: Öffnet euer Herz und eure Ohren.
Richtet euer Herz nach Gott aus
und hört auf die Wegweiser Gottes am Tag und in der Nacht.
Ich weiß, dass das ist schwer ist, gerade jetzt.
Der Lärm der anderen Botschaften in dieser Zeit ist ohrenbetäubend.
Die Informationen über die Welt in der Nähe und in der Ferne,
sie bedrängen und bedrücken uns:
Pandemie und Ukraine Krieg, Hungersnot und Energiefragen.
Öffnet euer Herz, denn Gott hört
Unsere Fragen und unsere Angst
Und unsere Sehnsucht nach Antworten,
unser schlagendes Herz.
Und er öffnet uns die Ohren für das Wesentliche.
Und dann hören ich:
Und Sei geduldig mit Dir und deinem Glauben.
Es braucht 12000 Schnecken für 1,5 Gramm Purpur.
Alles braucht seine Zeit.
Auch der Glaube. Er wächst, wenn Du dein Lebenshaus öffnest für den Glauben.
Morgens mit Gott einen Kaffee trinken und ihn fragst,
was er sich bei diesem neuen Tag gedacht hat.
Oder wenn Du Dich mittags mit Jesus triffst, bei der Bank in der Ökumenischen Mitte, für einen Moment und innehältst und alles Denken über Geld und wie wir was bezahlen können unwichtig wird.
Und Abends alles Gott in die Hände legst.
Und vielleicht können wir das im neuen Haus mit vielen gemeinsam tun,
beim Männerfrühstück oder beim Frauenstammtisch am Abend, im Kindergottesdienst oder bei einem NABU Projekt im Garten, einem Kindersingwochenende mit Hauke Scholten oder einem Gospelworkshop
Purpur ist nicht eindeutig.
Changierend, mit vielen Farbnuancen
Und Purpur oder violett ist in der Farbenlehre die Farbe der Energie.
Wie wäre es, wenn wir alle ein Stück Purpur in uns tragen würden
Changierend mit vielen Farbnuancen kann
Und wir - mit allen mit unseren unterschiedlichen Gaben und Begabungen - könnten voller Energie Gemeinde bauen und gestalten.
Wir können was daraus machen, wenn wir nicht vergessen, dass Christus, uns zusagt:
Du vermagst alles, weil ich Christus dir die Kraft dazu gebe.
Amen