Der Kirchturm

Das untere Geschoss des Turmes wird von den Kunsthistorikern in das 13. Jahrhundert datiert.

Die oberen Geschosse bestehen aus verputztem Ziegelmauerwerk mit spitzbogigen Klangarkaden im gotischen Stil. Sie stammen wohl aus dem 16. Jahrhundert.

Die Höhe des Turmes misst 38 m. Gekrönt wird der Turm durch Kugel, Kreuz und Hahn (1932 erneuert).

Die Glocken

Im Turm befinden sich zwei Bronzeglocken. Die ältere datiert aus dem Jahre 1457 und ist gestimmt auf den Ton "cis". Ihr unterer Durchmesser beträgt 1,55m, ihr Gewicht ca. 1920kg. Die Glocke ist mit einem doppelköpfigen Adler verziert. Ihre Inschrift in gotischen Großbuchstaben lautet:

"MARIA IS MIN NAM"
MESTER WILLEM BIN IK GENANNT.
MARIA - GODT IS MET MI
ANNO DOMINI. MCCCCLVII.

Die jüngere stammt aus dem Jahre 1992. Sie hat einen unteren Durchmesser von 1,183m und wiegt 1050kg. Die Inschrift (Jes.1,2) lautet: "Hört, ihr Himmel, und Erde, nimm zu Ohren, denn der Herr redet."

Letztere Glocke ersetzte eines Risses wegen jene, die draußen vor dem Turm ihren Platz gefunden hat. Jene  altehrwürdige Glocke (‚Melchior-Hoff-mann-Glocke') läutete fast vier Jahrhunderte vom Turm der Marienkirche in Neukirch an der Katzbach.

Das Kirchenschiff

Das Langhaus ist ein einschiffiger Saalbau (1770/72) mit am Dachstuhl hängender Decke. Außen stützen Strebepfeiler mit nachträglich angebrachten spätgotischen Abdeckungen die Mauern. Der hölzerne Kanzelkorb ist verziert mit korinthischen Säulen-, Blatt- und Blumenmotiven.

Das Denkmal

Rechts vom Haupteingang wurde in Auftrag gegeben von den Söhnen des hier genannten Johann Michael von Loen.

Aus Goethes Bemerkungen in Dichtung und Wahrheit (Frau von Loen war eine Schwester der Großmutter Goethes) gewinnen wir Aufschluss über die Gründe, die von Loen bewogen, den Posten eines Regierungspräsidenten im  Dienst Friedrich des Großen anzutreten. In einer Schrift setzte sich von Loen für Toleranz zwischen Lutheranern und Calvinisten ein, was zu einem Streit mit Theologen und zum Wegzug aus Frankfurt führte.

Die Orgel

Die Orgel gilt als das größte und farbenreichste Musikinstrument. Obschon 1608 für die damals röm.-kath. Kirche eine kleine Orgel angeschafft wurde, begleitet die Orgel als Instrument erst seit rund 200 Jahren die Gesänge und Lieder der Gemeinde. Zuvor diente sie im Gottesdienst  mit einer Einleitung (Vorspiel) und am Ende mit einem Nachspiel (Postludium).

Die ev.-ref. Gemeinde Lingen besitzt eine hervorragende Orgel mit einem dynamischen, farbenprächtigen Klang. Vermutlich stammt das Prospekt von 1690, weitere Aufzeichnungen datieren eine Orgelabnahme im Jahr 1789 (durch Berner, Osnabrück).

 Im Lauf der Jahrhunderte wurde sie öfters verändert, und erweitert (1928 durch Rohlfing, Osnabrück, 1961 durch Steinmann, Vlotho, 2000 durch Rietsch, Hemmingen). Es ist bewundernswert, was die letzte Renovierung aus der Orgel mit ihren 135 Tasten und 2144 Pfeifen an ausdruckstarkem  Klang herausgeholt hat.

Der Chorraum

Der Chorraum, 1628/29 erbaut, ist vom Langhaus durch einen Triumphbogen abgesetzt. Ein 5/8 Sterngewölbe dient als Abschluss. Die Rippen der Gewölbe gehen aus Konsolen in Vasenform hervor, wobei sich jeweils die gleiche Gestaltungsform gegenübersteht.  In Höhe des zweiten Paares (Weintraube mit Weinblättern) befand sich ungefähr auf dieser Höhe der Altar, an dem die Heilige Eucharistie gefeiert wurde.

Die dreiteiligen Maßwerkfenster von 1893 sind in gotisierenden Formen gehalten. Die florale Ornamentik weist Weinlaub, Reben, Trauben, Efeu und rote Blumen auf. In der kirchlichen Glaskunst sind solche Malereien mehr als reine Schmuckele-mente.

Die Tür in der Nordseite trägt Figurenkonsolen. Sie können gedeutet werden als Darstellungen der Ecclesia und Synagoge.  Das Motiv Ecclesia und Synagoge - entstanden in der Mitte des 9. Jahrhunderts - wollte das Gegenüber zwischen Christentum und Judentum zum Ausdruck bringen.

Beim Neubau des Langhauses wurde 1772 auf dem Chorende des Dachstuhles eine Henne angebracht. Bis jetzt ist uns kein weiteres Kirchengebäude bekannt, welches mit einer Henne geschmückt ist.

In der Mitte des Chorraumes befindet sich eine Grabplatte, die aber nicht die Stelle anzeigt, an der der genannte Evert van Ensse begraben liegt. Die Inschrift lautet:

HEERE EVERT VAN ENSSE RIDDER.......
RAEDT DROSTE COEVORDEN VN DER
LANDSCHAP DRENTHE SVPERINTENDENT
VAN DIE CONTRIBVTHIEN DER
PROVVENCIEN DES SYDT RHYVS LIEVTEN-
ANT VAN LIENEN IN OVERISELL
AD VI 1606 DEN 5 IVNY

Die Familie van Ensse gehörte zu den overijsselschen Adelsgeschlechtern, die dem kath. Gottesdienst treu blieben. Evert van Ensse wurde 1576 von Philipp II. zum Drosten von Drenthe ernannt.

Die Sonnenuhr

Bei der Sonnenuhr, die sich am mittleren Außenpfeiler der südlichen Chorwand befindet, handelt es sich um eine der wenigen historischen Vertikaluhren im Emsland.

Der Sandsteinblock scheint beim Bau des Chores 1628/29 eingefügt worden zu sein. Die Uhr stammt aus einer Zeitepoche, in der in Lingen zwei öffentliche Uhren mit mechanischem Laufwerk die Zeit ansagten (am Rathaus u. auf dem Castell).