Der Kirchenbau in der Geschichte Lingens
Die ersten Anfänge der Stadt Lingen gehen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Bereits 1227 besaß Lingen einen stadtähnlichen Charakter und gehörte zu den Ländereien der Bischöfe von Osnabrück und Münster. Später ging es in den Besitz der Grafen von Tecklenburg über. Graf Nikolaus II. von Tecklenburg bestätigte 1401 das 1366 erstmals erwähnte Lingener Stadtrecht.
Die rund um die Pfarrkirche St. Martin (dem Vorläufer unserer reformierten Kirche) existierende Siedlung, wurde im Mittelalter zur Festung Lingen ausgebaut. Der älteste Teil der Kirche, der Turm, stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist damit wohl auch das älteste noch erhaltene Bauwerk der Stadt. Das Kirchenschiff, ursprünglich eine Fachwerkkonstruktion, wurde mehrfach erneuert. Belegt ist, dass Konrad von Tecklenburg 1544 die Pfarrkirche auf dem Marktplatz abbrechen ließ, und das St. Walpurgis-Patrozinium der Marktkirche auf die an der Stadtmauer gelegene Kirche St. Martin übertrug (siehe Bild). In den Jahren 1628/29 wurde der Chor aus Sandstein angebaut. Der Bauzustand des Mittelteiles hatte sich im Laufe der Jahre derart verschlechterte, dass 1748 wegen Gefahr für die Kirchenbesucher die Genehmigung zum Abbruch erfolgte.
Die Folgen des Siebenjährigen Krieges brachten die Anstrengungen zum Neubau zum Erliegen, doch Turm- und Chordachreparatur erfolgten noch vor 1750. 1768 genehmigte der König von Preußen erneut den Kirchenneubau, das Fachwerkkirchenschiff wurde 1770 abgebrochen und am 7. April 1772 fand der erste Gottesdienst in der neuen, nun komplett aus Sandstein bestehenden Kirche statt. Bis auf unwesentliche Reparaturarbeiten ist die Kirche noch in dieser Form erhalten. Beide Weltkriege hat das Gebäude fast unversehrt überstanden. Lediglich einige Felder der Fenster in Hauptschiff und bei den Buntglasscheiben im Chorraum mussten nach dem 2. Weltkrieg erneuert werden.